
Herr P., zunächst herzlich Willkommen zu unserem Gespräch – vielen Dank, dass Sie sich dazu bereit erklärt haben. Nach der – möglicherweise – folgenschweren Niederlage gegen das Königreich Bayern ist das nicht selbstverständlich. Stellen Sie sich und Ihren Verein den geneigten Lesern unseres Magazins doch bitte mal kurz vor.
Nun ja, die Kiezkicker stehen für "ihren" Kiez, d.h. eine ambitionierte Mannschaft aus dem beschaulichen Stadteil Pankow/Prenzlauer Berg Berlin. Gegründet im Jahre 2005 und erst in einer anderen Liga gestartet, haben die Kiezkicker in der AS-Liga ihre wahre Spielstätte gefunden.
Zwischen der Eintracht und den Kiezkickern gibt es seit Ewigkeiten eine gewisse Rivalität. Keine Sorge, dass aus den ständigen Scharmützeln der Fans untereinander irgendwann einmal blanker Hass wird?
Nein, das glaube ich nicht. Wissen Sie, Sie müssen die Vergangenheit beider Clubs ein wenig beleuchten, denn beide Mannschaften sind zunächst in einer anderen Liga gestartet und hatten gerade in der Gründungsphase viele Testspiele gegeneinander absolviert. Das prägt, führt aber bei den Fans, gerade wegen der regionalen Nähe, auch zu Ambitionen um die Vorherrschaft in der Region. Den von Ihnen beschriebene "Hass" wird es bei unserern Fans nicht geben. Dafür sorgt das Vereinspräsidium.
Mit dem Trainer „Elchkopf“ - wie er von den Fans genannt wird – verbindet Sie eine gute, solide Männer-Trainer-Freundschaft. Inwieweit helfen Sie sich gegenseitig was Ihre Mannschaften angeht, geben sich Tipps oder ähnliches?
Zuletzt hatte man aufgrund der besonderen Verpflichtungen des Potsdamer Trainers wenig Raum und Zeit gefunden. Dies wird sich in absehbarer Zeit ändern. In naher Zulunft ist zudem ein Geschäftsessen geplant, in dem sicherlich die neuesten Taktiktipps ausgetauscht werden. Anonsten wünschen wir natürlich der Eintracht immer ein gutes Saisonergebnis, soweit und so lange sie einen Tabellenplatz hinter den Kiezkickern landen (*lacht*).
Potsdam in der 1.Liga und dabei, sich als Top-Club zu etablieren. Neidisch?
Wir setzen eher auf konstante Weitereintwicklung, als auf schnellen Höhrenrausch. Die Zeit mit der neuen Fussballreform (PES 2008) wird geradem dem konsequenten Verjüngungsprozess der Kiezkicker Recht geben. Und ich bitte Sie, von einem Top-Club sind beide Mannschaften noch weit entfernt. Als Top-Club kann man eigentlich nur die ersten 5 Mannschaften der Liga 1 sehen. Dennoch zollen wir den Ergebnissen der Potsdamer den entsprechenden Respekt.
Bei den Derbys ging es in der letzten Zeit hoch her – die Potsdamer hatten oft das bessere Ende für sich. Die Berliner Presse geht nicht gerade zimperlich mit Trainern um, welche den Lokalpatriotismus nicht leben, sprich: Derbys für sich entscheiden. Ihre Position stand deshalb schon oft zur Debatte. Müssen Sie nicht ständig Angst um Ihren Job haben?
Nein, boulevardesker Zeitungskäse à la Springerpresse kommt mir nicht ins Haus. Solange der "Kicker" noch keine Ablöse meines Postens fordert, juckt mich das nicht im geringsten. Im Übrigen sagte schon meine Großmutter: "Hinten sind die Enten fett" - Übersetzt: Wer langen Atem hat, setzt sich durch. So wird es auch bei den Lokalderbys sein, die ich im Übrigen immer sehr schätze.
Horrorszenario 2.Liga – wie wollen Sie bei der starken Konkurrenz den direkten Wiederaufstieg schaffen? Und falls es doch die 1.Liga wird: was gibt Ihnen die Hoffnung, dass die Kiezkicker die Klasse halten können?
Nun, sollten wir in der Tat absteigen, gehören wir zu den stärksten Kandidaten für den Wiederaufstieg. Sicherlich sind Mannschaften wie Spannstoss Gladbach, Hellas Berlin oder die Steiner harte Brocken, aber spielerisch haben meine Jungs das Potenzial. Sollten wir absteigen, so ist es kein Horrorszenario, sondern eine lehrreiche Erfahrung für die Mannschaft. Wenn wir den Abstieg wirklich vermeiden, wird es sicherlich schwer in der 1. Liga sich zu behaupten. Ein Platz im Mittelfeld ist sicherlich möglich.
Schauen wir mal über den Tellerrand hinaus: geben Sie uns doch mal bitte eine Einschätzung über die Mannschaften, welche nächstes Jahr in Liga 2 voraussichtlich spielen werden. Mit welchen Trainern verbinden Sie angenehme Erfahrungen, Erlebnisse...vor welchen Teams haben Sie Respekt, Angst...
Neben den Kiezkickern, sehen wir wie bereits beschrieben, besonders Gladbach in der Favoritenrolle. Grundsätzlich ist das Niveau der jetzigen Liga recht ausgeglichen, sodass Prognosen immer nur eine geringe Haltbarkeitszeit haben. Generell mächten wir hier keinen Trainer besonders hervorheben, da wir grundsätzlich zu allen einen guten, freundschaftlichen Kontakt pflegen. Sicher, es gibt zwei, drei Trainer mit denen man sich öfters unterhält und auch Sympathien austauscht. Dieses soll jedoch nicht Gegenstand dieses Interviews sein.
Mit wem sollten wir Ihrer Meinung nach das nächste Gespräch für unser Heft führen und warum?
Mit dem Trainer chrimu von Hattrick Hannover, meines Erachtens die Überraschungsmannschaft der Saison.
Haben Sie zum Abschluss ein paar Worte an die Potsdamer Eintracht-Fans?
Einfach fair und freundlich wie immer bleiben und vielleicht weniger Alkoholausschank auf der Nordtribüne. Dann klappt es auch mit dem Verschmerzen von Niederlagen gegen die Kiezkicker *lacht wieder*.
Herr P., vielen Dank für das spannende Gespräch. Wir – und darin schließe ich viele Potsdamer Fans mit ein – drücken Ihnen ganz ganz fest die Daumen, dass es am Ende doch noch für Platz 10 in der aktuellen Saison reicht.
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